Rotfuchs - Info & Galerie
Der Rotfuchs - Opfer zahlreicher Irrtümer und Unwahrheiten, bis heute verfolgt, gejagt, bekämpft.
Eine Rechtfertigung dafür bleibt die Jägerschaft schuldig. Keine Begründung, die nicht längst durch Argumente, Beweise, Gegenbeispiele oder Verstrickung in Widersprüche widerlegt worden wäre.
Stellvertretend für viele gleichlautende Untersuchungen nenne ich an dieser Stelle die Ergebnisse einer mehrjährigen Studie, die in den vergangenen Jahren im Nationalpark Bayerischer Wald durchgeführt worden ist. (Im Nationalpark werden Füchse nicht bejagt).
"Der geringe Sommerbesatz im Nationalpark Bayerischer Wald kann auf die niedrigen beobachteten Geheckgrößen (1,7 Welpen je Wurf) zurückgeführt werden. Die geringe Wurfzahlgröße ist populationsbiologisch und methodisch zu erklären. Die Ursache liegt in der Sozialstruktur der hiesigen Fuchspopulationen.......Grundsätzlich produzieren wenig bejagte Fuchspopulationen weniger Nachkommen und ihr Durchschnittssalter ist höher." und:
"Der Einfluss des Rotfuchses auf bedrohte Arten wird intensiv und sehr emotional diskutiert. Im Nationalpark Bayerischer Wald ist die erfolgreich wiederangesiedelte Auerhuhnpopulation vom Rotfuchs nicht gefährdet, es wurden keine Nachweise von Rauhfußhühnern in den Losungen gefunden. Die Einwirkung auf andere Niederwildarten schätzen Experten auf weniger als 1%."
Detailiert und mit entsprechendem Zahlenmaterial nachzulesen in "Fuchs und Dachs - Raumnutzungsverhalten und Habitatwahl" - Wissenschaftliche Reihe, Band 18. Herausgeber: Nationalpark Bayerischer Wald.
Rotfüchse ernähren sich hauptsächlich -aber nicht ausschließlich- von Fleisch.
Mit einem Anteil von bis zu 90% stehen Mäuse ganz oben auf der Speisekarte. Desweiteren findet sich dort -wo ausreichend vorhanden- auch mal ein Kaninchen.
Vor allem aber sind Regenwürmer in beachtlicher Anzahl fester Bestandteil seiner Nahrung.
In den Sommermonaten wählt er meist den bequemeren Weg und stillt seinen Hunger mit Früchten und Beeren.
Hasen und größere Tiere werden vom Fuchs vorwiegend als Aas aufgenommen.
Denn der Fuchs ist schlau genug, um seine Energien nicht für eine aussichtslose Hasenjagd zu vergeuden. Ein Feldhase erreicht auf der Flucht bis zu 70km/h, da stellt der deutlich langsamere Fuchs keine ernsthafte Bedrohung dar.
Raubtiere nehmen in der Natur eine wichtige und vielfältige Funktion wahr. So auch der Fuchs.
Durch natürliche Auslese in der Beutetierpopulation fallen ihm alte, kranke oder geschwächte Tiere zum Opfer. Auf diese Weise trägt er zur Gesunderhaltung des Bestands bei. Dieser Umstand war und ist in der Entwicklungsgeschichte von erheblicher Bedeutung. Raubtiere sorgen dafür, dass andere Tierarten stets wachsam, reaktionsschnell und gesund bleiben.
Zudem beugen sie durch das Aufnehmen verendeter Tiere der Entstehung von Krankheiten und Seuchen vor.
Füchse leben in Familienverbänden und sind reviertreu. Im Frühjahr bringt die Füchsin (Fähe) 2 bis 5 Welpen zur Welt. Die Anzahl der Nachkommen hängt jedoch nicht nur stark vom Nahrungsvorkommen ab (in mäusearmen Jahren kann der Nachwuchs ganz ausfallen), sondern auch von der Intensität der Bejagung. In Gegenden, in denen dem Fuchs besonders heftig nachgestellt wird, versuchen Füchse dieses durch eine stark erhöhte Anzahl an Nachkommen auszugleichen.
Dort wo Füchse nicht gejagt werden (beispielsweisen im Nationalpark Gran Paradiso, Italien) stellt sich ein gesundes Gleichgewicht ein. Sind alle Reviere belegt und das Nahrungsvorkommen knapp, reagieren die Füchse mit verminderter Geburtenrate. Überbestände werden so verhindert.
Den Fuchs zu bekämpfen, zu bejagen ist daher wirkungslos und ein völlig aussichtsloses Unterfangen.
Leere Reviere werden von andernorts abwandernden Jungfüchsen nachbesetzt, und das stabile Niveau wieder hergestellt. Starke Bejagung des Fuchses führt lediglich zu einer explosiv ansteigenden Geburtenrate. Dass der Fuchsbestand nicht durch jagdliche Mittel zu minimieren ist, das gestehen inzwischen selbst Jagdexperten und ökologische Jagdverbände ein, die mitunter sogar die entsprechende Konsequenz ziehen und sich gegen die Jagd auf den Fuchs positionieren.
Bis heute wird der Fuchs immer wieder mit der Tollwut in Verbindung gebracht. Tollwut ist eine Virusinfektion, die eine tödliche Gehirnhautentzündung verursacht. Vor 30 bis 40 Jahren erlangte der Fuchs als Hauptüberträger dieser Seuche traurige Bekanntheit. Dank der daraufhin gestarteten Impfköderaktion (Abwurf von Impfködern aus dem Flugzeug) wurde eine Immunisierung der Fuchsbestände erreicht.
In weiten Teilen Europas konnte Tollwut damit gänzlich ausgerottet werden, insbesondere der deutschsprachige Raum ist seit Februar 2006 tollwutfrei. Ständige Kontrollen belegen dieses. (Nach den Vorgaben der WHO müssen in tollwutfreien Bereichen jährlich pro 100 Quadratkilometer vier Füchse untersucht werden.)
Nicht uninteressant in diesem Zusammenhang:
In den 70er Jahren wiesen die Landwirtschaftsminister im Rahmen der Tollwutbekämpfung den „Gastod aller erreichbaren Füchse“ an. Mit Giftgas, Fallen, Gewehren und Hunden setzte man damals alles daran, den Fuchs auszurotten, und tötete gesunde wie kranke Tiere gleichermaßen. Durch die rücksichtslose Begasung der Baue beförderte man damit sogar den Dachs auf die Liste der bedrohten Tierarten.
Trotz dieser Maßnahmen gelang es aber weder den Fuchsbestand nennenswert zu senken, noch weniger die Tollwut zu bekämpfen. Durch das Zerstören der sozialen Strukturen und familiären Bindungen sorgte man für ein verstärktes Wandern der Füchse und beschleunigte damit die Ausbreitung der Tollwut, statt sie zu hemmen. Nicht der blindwütigen Metzelei, sondern den später ausgebrachten Impfködern ist die Ausrottung der Tollwut zu verdanken.
Fast scheint es, als wäre die Jägerschaft froh darum, nach der Tollwut den Fuchsbandwurm als neue Bedrohung des Menschen propagieren zu können.
Auch wenn eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm für den Menschen durchaus tödlich enden kann, sollte man dabei die Relationen nicht aus den Augen verlieren.
Denn die Wahrscheinlichkeit, sich mit dem Fuchsbandwurm zu infizieren, ist äusserst gering. Sich gar über den Verzehr von Beeren oder Pilzen aus dem Wald anstecken zu können, ist laut -auf Echinokokkose spezialisierte- Ärzten und Professoren ein Märchen.
Bisher liegt nicht ein einziger Fall vor, der diese Variante der Übertragung bestätigen würde.
Heute geht man davon aus, dass erst wiederholter Kontakt mit dem Fuchsbandwurm zur Infektion führen kann. Von den jährlich 5-20 Patienten gehört der Großteil der "Risikogruppe" (Jäger, Förster) an.
Zum Vergleich: jährlich sterben in Deutschland rund 40 Personen an den Folgen von Bienen- oder Wespenstichen.
Ebenso wie es bei der Tollwut schon der Fall war, ist auch beim Fuchsbandwurm die Jagd kontraproduktiv. Die Jagd führt zu höheren Nachwuchsraten und damit zu einem höheren Anteil an Jungfüchsen, die nach bisherigen Erkenntnissen für den Fuchsbandwurm besonders empfänglich sind.
Wirkungsvoll begegnen lässt sich der weiteren Verbreitung des Fuchsbandwurms mit Entwurmungsködern, die in ihrer Wrksamkeit erwiesenermaßen zwar sehr erfolgreich sind, aber leider nur in wenigen Landkreisen Verwendung finden.
Gern angeführt wird seitens der Jäger auch "Der Schutz des Niederwilds" als Grund für die Jagd auf den Fuchs. Doch damit widersprechen sie sich in zweifacher Hinsicht.
Zum einen taucht das Niederwild, also beispielsweise Kaninchen, Fasan, Feldhase, Wildente alljährlich mit hunderttausenden Tieren in den offiziellen Jagdstatistiken auf. Und das sogar ohne Rücksicht auf stark bedrohte Tierarten wie das Rebhuhn. Von Schutz seitens der Jäger kann da wohl nicht die Rede sein.
Zum zweiten begründet die Jägerschaft ihre Daseinsberechtigung gern mit dem Fehlen der natürlichen Jäger wie Wolf, Luchs und Braunbär. Der Fuchs ist einer der verbliebenen Raubtiere. Wenn deren Funktion eine so bedeutende Rolle spielt, sollte man ihn als regulierenden Faktor in der Natur und als Gesundheitspolizist des Waldes diese wichtige Funktion wahrnehmen lassen.
Denn Raubtiere sind die besseren und gewissenhafteren Jäger.
Warum also hält man noch immer an der so sinnlosen wie kontraproduktiven Jagd auf den Fuchs fest ?
"Wir jagen, weil es uns Freude macht, und was wir Hege nennen, ist blanker Eigennutz, gelegentlich Fressneid. Wir wollen den Habicht nicht fangen, weil uns die armen Fasanen leid tun, weil wir ihnen das ewige Leben wünschen. Wir wollen Habicht, Wiesel, Fuchs und Co. nur ans Leder, weil wir deren Beuteanteile selbst schlagen und kröpfen wollen." - Bruno Hespeler, Journalist und Jagdautor, in seinem Buch "Raubwild heute".
Jährlich sterben alleine in Deutschland zwischen 500.000 und 600.000 Füchse durch Fallen, Jagdhunde, oder indem sie erschlagen, erschossen oder vergast werden. Die toten Tiere werden wahlweise entsorgt oder im Gestrüpp versteckt. Sich davon ernährende Aasfresser wie Greifvögel nehmen mit dem Fleisch des Kadavers auch die bleihaltige Munition auf. Bleivergiftung ist bei den eigentlich geschützen Greifvögeln eine der häufigsten Todesursachen.
Link zur Sendung über die Forderung nach einer Schonzeit für Füchse im WDR